Yurei


Religion und Aberglaube haben noch heute in der modernen japanischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. So wird beispielsweise vor Prüfungen oder um Neujahr in Japan an bestimmten Schreinen für Glück, Gesundheit und gute Leistungen gebetet.
Dortzulande werden Götter als Kami, Monster und andere übernatürliche Wesen als Yōkai  und Geister als Yūrei  bezeichnet.

 

Unter dem Begriff „Yūrei“ versteht man die Seelen jener Menschen, die sich aufgrund schlimmer Ereignisse das Leben nahmen oder Opfer eines grausamen Mordes wurden.

 

Picture by Matthew Meyer // Quelle: Yokai.com
Picture by Matthew Meyer // Quelle: Yokai.com

Yūrei werden in Japan als Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem ebenso langen weißen Kimono dargestellt. Sie haben ein dreieckiges Papier- oder Stoffstück (Hitai-Eboshi bzw. Hitaikakushi ) um ihre Stirn gebunden und besitzen keine Beine, außerdem werden sie meist umgeben von kleinen Flammen oder Hitodama (Irrlichtern) abgebildet.


Auch wenn diese Wesen als Frauen geschildert werden, muss man zu Lebzeiten nicht unbedingt eine gewesen sein, um eine Yūrei zu werden. Doch seltsamerweise scheint der Fakt als Frau gelebt zu haben einen wichtigen Teil dazu beizusteuern. Dafür gibt es keinen wirklich plausiblen Grund, man könnte annehmen, dass sich dies auf die Zeit bezieht, als Frauen den Männern noch in vielerlei Hinsicht untergeordnet waren und unterdrückt wurden. Je gehorsamer und loyaler eine Frau war, so heißt es, umso mächtiger wurde ihr Geist.

Darstellung des Übergangs in die andere Welt aus dem Anime "Noragami"
Darstellung des Übergangs in die andere Welt aus dem Anime "Noragami"

Laut dem japanischen Glauben ist die Seele unsterblich und tritt, nachdem man dahingeschieden ist, über in das Reich der Toten, jap. Yomi (黄泉) oder Yomi no kuni (黄泉()). Um dorthin zu gelangen muss diese für eine bestimmte Zeit in einer Art Fegefeuer verweilen. In dieser Welt ist es möglich, dass der Geist starke Emotionen bildet, welche sowohl negativ als auch positiv sein können, die ihn an diesen Ort fesseln. Je stärker die Gefühle sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten verharrt.

Hass und das Verlangen nach Vergeltung gegenüber den Schuldigen ihres Todes treibt die Seele dazu an fortzubestehen, um Rache zu üben.
Aufgrund dieser negativen Gefühle neigt der Großteil der Yūrei dazu bösartig zu sein. Geleitet werden sie von ihrem sogenannten „onnen“. Als „onnen“ bezeichnet man den angestauten Groll, die Verknüpfung negativer Gedanken und Gefühle, die eine Seele antreibt. Um ihren onnen zu besänftigen, suchen viele Yūrei diejenigen heim, die für ihren Tod verantwortlich sind, oft werden aber auch Leute verfolgt, welche nichts mit diesem zu tun haben. Jeder der mit einer Yūrei und ihren Groll in Kontakt kommt ist gefährdet.

Ich würde euch wärmstens empfehlen, euch abends nicht alleine auf Friedhöfen oder in verlassenen und verwahrlosten Gebäuden aufzuhalten. Geister erscheinen oft an den Orten, an denen sie starben oder wo sie begraben wurden.

Möchte man auf Nummer-sicher gehen, kann man sich mithilfe von shinto-Zetteln und bestimmten exorzistischen Sprüchen sowie Ritualen vor besagten Wesen schützen.

Yurei von Katsushika Hokusai // Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hokusai_yurei.jpg
Yurei von Katsushika Hokusai // Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Hokusai_yurei.jpg

Die Yūrei sind dazu gezwungen, solange in unserer Welt zu verweilen bis ihr onnen besänftigt wurde, doch gibt es auch Ausnahmen, welche hier auf ewig gefangen bleiben. Sie sind nicht fähig die Verbindung zwischen ihnen und unserer Welt zu trennen oder wollen es einfach nicht. Dies hängt mit den tiefen Gefühlen der Trauer zusammen oder einfach dem Glauben, dass sie noch leben.

 

Die Gespenster sind gerade in den Sommermonaten am aktivsten und erscheinen zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang.
Zu dieser Zeit findet in Japan ein besonderes Fest statt, das O-bon, welches sich über einen Zeitraum von 3 Tagen zieht (13. - 16. August). Innerhalb dieser Zeit sollen die Seelen der verstorbenen endlich Erlösung finden.