So wie bei uns Hochzeiten in der Kirche nach dem christlichen Glauben gefeiert werden, so werden sie in Japan nach dem shintōistischen Glauben in Schreinen und Tempeln zelebriert, aber das auch nicht nur. Die Japaner haben sich viele Dinge von uns aus dem Westen abgeguckt, unter anderem auch die Hochzeit. Heutzutage lassen sich viele nach der westlichen Weise trauen, doch die traditionelle Heirat wurde in den letzten Jahren wieder beliebter und so entschließen sich auch heute noch viele Paare nach dem Shintō-Glauben zu heiraten.
Die Ehe oder japanisch „kekkon“, diente im alten Japan lediglich dazu, den Fortbestand der Familie zu sichern. So wurden auch, wie hierzulande, die Hochzeiten durch die Eltern organisiert. Sie entschieden, wen ihr Kind später mal heiratet und wen nicht. Man wurde sich meist sogar schon von Geburt an versprochen. Hatten die Eltern bei jemanden Schulden oder waren in einer anderen missgünstigen Lage, versprachen sie, dass ihr Kind, wenn es das heiratsfähige Alter erreicht, das Kind der Leute zu heiraten, bei denen die Eltern verschuldet waren.
In der Edo-Zeit wurden auch Heiratsvermittler angestellt, um die Kinder der Familie
unter die Haube zu bringen. Die Liebe zwischen den Heiratenden Stand dabei nur an zweiter Stelle.
Ab der Meji-Zeit durfte man sich seinen Partner allein aussuchen, zur Hochzeit kam es allerdings nur, wenn beide Familien mit
der Beziehung einverstanden waren.
Dieses Verfahren nannte man Omiai.
In der Nachkriegszeit gab es dann immer weniger Omiai-Ehen, aber ganz verschwunden sind sie nicht.
Noch heute dürfen die Kinder sehr traditioneller Familien, nur mit Einverständnis der Eltern heiraten. Doch die Anzahl dieser beträgt gerade mal 5 %.
Den Menschen in Japan ist es stets wichtig gewesen früh einen geeigneten Ehepartner zu finden und diesen dann möglichst bald zu heiraten. Auch wenn heute der überwiegende Teil der japanischen Bevölkerung aus Liebe heiratet, sollte man doch, zumindest als Frau, bis zum 24. Lebensjahr verheiratet sein. Da es aber immer mehr unterschiedliche Ansprüche an den Ehepartner gibt und sich mit der Zeit auch die Ausbildungszeiten verlängert haben, stieg auch das Heiratsalter um ein paar Jahre an.
Auch wenn die Erwartungen an den Traumpartner variieren, gibt es bestimmte Dinge auf die Frauen und Männer bei der Wahl ihres
zukünftigen Lebensgefährten, Wert legen.
So richten sich die meisten Frauen nach den sogenannten „drei Kō“ oder auch sankō.
Abgesehen davon sollte der Mann auch ein „yasashii otoko“, ein „liebevoller Mann“ sein.
Sind diese Bedingungen erfüllt, gilt der Mann als tauglich für die Hochzeit.
Auch Männer haben gewisse Ansprüche, so sollte die
Ehefrau, wie viele Dinge in Japan, „kawaii“, also
niedlich und kindlich sein. In diesem Fall ist auch ein anderes Wort neben „kawaii“ gebräuchlich: burikko.
Burikko ist ein japanischer Slang-Ausdruck und steht für gespieltes, niedliches Verhalten. Eine Frau ist also burikko, wenn sie sich in der Gegenwart von Männern, unabhängig von ihrer normalen Person, extrem niedlich und kindlich verhält.
Neben dem kawaii sein, sollte eine Frau auch gut kochen, sich um den Haushalt kümmern und die Kinder erziehen können. Eine klassische Hausfrau eben. So gesehen ist das ja auch nichts Schlechtes, doch es geht soweit, dass von manchen Frauen verlangt wird ihren Beruf aufzugeben, um nach der Heirat dem Haus, ihrem Gatten und selbstverständlich der Kindererziehung nachzugehen.
Traditionell bezahlen die Eltern der Braut die Hochzeit, vorausgesetzt das nötige Geld ist vorhanden, denn eine traditionelle
Hochzeit kann schon mal ziemlich teuer werden.
Rund 30.000 € (stark gerundet 4.000.000 ¥) können bei einer solchen Feier drauf
gehen. Hierbei wird das meiste Geld für die Zeremonie im Schrein oder Tempel und die meist nur geliehene Hochzeitskleidung ausgegeben. Dazu kommen noch die Kosten des Fotografen für die Aufnahmen
während der Trauung.
Die Kleidung des Mannes wird „montsuki haori hakama“ genannt.
Das „mon“ in „montsuki“
bezieht sich auf das Familienwappen, welches auf die „haori“ gedruckt ist.
Die „haori“ ist die Kimono-Jacke, auf ihr ist das „mon“ auf dem Rücken, unter dem Nacken, jeweils auf einem Ärmel und zweimal auf die Brust gedruckt.
Mit „hakama“ ist die Hose gemeint.
Dieser weiße Plüschball, der vor der Brust des Bräutigams hängt, heißt „haori himo“ und hält die Kimono-Jacke, also die „haori“ vorne zusammen.
Die Hochzeitsbekleidung der Frau ist dagegen schon wesentlich aufwendiger gestaltet.
Vor dem Ankleiden, wird der Braut zunächst eine traditionelle japanische Frisur gesteckt, sollte dafür die entsprechende Haarlänge nicht vorhanden sein, so wird
notdürftig auch eine Perücke verwendet.
Auch in Japan wird zur Hochzeit ganz traditionell weiß getragen.
Die Farbe symbolisiert die Reinheit der Braut und die Bereitschaft sich „der Farbe“, also der Lebensweise des Bräutigams anzupassen. So trägt die Braut während der
Zeremonie einen weißen Hochzeitskimono, genannt „shiromuku“, dieser ist sehr schwer anzuziehen. Zur Hilfe benötigt man mehrere
Frauen, die sich mit der komplexen Wickelmethode gut auskennen.
Nachdem man in einen schlichten, weißen Kimono geschlüpft ist, wird eine Art Polsterung um einen gewickelt, diese Polsterung
wird dann mit einem anderen weißen Stoff festgebunden. Somit ist erst einmal die Grundform fertig.
Hat man diese, wird einem ein weißer Mantel, der nagajyuban oder auch nagajiban angelegt. Er bildet die erste Schicht des Kimonos.
Die zweite Schicht nennt sich kakeshita und ist eine weiße Robe, welche mit einem breiten
Kimono-Gürtel, dem „Obi“ zusammengehalten wird.
Die letzte Schicht ist ein dicker Mantel für Kimonos, namens „uchikake“.
Er ist mit künstlerischen Motiven, wie Pflanzen, Tieren (darunter Kraniche) und anderen Schätzen bedruckt, welche Glück bringen sollen.
Uchikake wird auch ein weiterer Hochzeitskimono genannt, dieser wird allerdings erst nach der traditionellen Zeremonie von der Braut angezogen.
Zur Hochzeit wird entweder der „tsunokakushi” oder der „wataboshi“
getragen.
Wataboshi bedeutet wörtlich übersetzt „Baumwollhut“.
Er ist eine große, seidene, weiße Haube, die ursprünglich im Winter als Mütze diente, doch wegen ihrer großen Form, Bestandteil des Hochzeitskimonos wurde, um das
Gesicht der Braut bis nach der Zeremonie zu verdecken. Der tsunokakushi, so glaubt man, soll die „Hörner“ der Braut von Eifersucht,
Ego und Selbstsucht verschleiern. Er symbolisiert auch die Entschlossenheit der Braut, eine sanfte und gehorsame Ehefrau zu werden. Des Weiteren gehören zur
traditionellen Kleidung noch die Tabi-Socken und Sandalen.
Die Hochzeitszeremonie ist die „shinzenshiki“ oder auch „shinzen kekkonshiki“.
Das bedeutet soviel wie: Hochzeit vor Gott.
Die Zeremonie beginnt mit dem „sanshin nogi“, eine Vorführung altjapanischer Hofmusik, wobei Braut und Bräutigam zu dem Schrein gebracht werden, an dem die Trauung vollzogen wird. Dort warten der Schreinmeister und die Dienerinnen auf sie. Während des „sanshin nogi“ wird das Paar mit einem traditionellen roten Papierschirm bedeckt, dieser Brauch soll Unglück abwehren.
Am Schrein angekommen, kündigt der Schreinpriester den Shintō-Göttern die Hochzeit des Paares an. Der Priester beginnt dann mit dem „sankon no gi“, ein Ritual, um die Bindung von Braut und Bräutigam zu stärken. Dabei müssen Mann und Frau aus 3 unterschiedlichen Sake-Schälchen (sakazuki ) trinken.
Über die sakazuki gibt es verschiedene Theorien, doch viele sagen, dass das 1. Schälchen, das
„ichi no sakazuki“, den Himmel und die Wertschätzung der Vorfahren symbolisiert.
„ni no sakazuki“, das 2. Schälchen, soll die Erde und
das Gelübde des Paares ein Leben lang aufeinander Acht zu geben darstellen.
Das 3. Schälchen, das „san no sakazuki“, repräsentiert
Menschen und die Gebete für die Fruchtbarkeit des Paares.
Das nächste Ritual beinhaltet die Opferung eines Kammes an die Shinto-Götter.
Das „mikushi azuke no gi“ gibt es allerdings nur im Hikawa-Schrein, in der Stadt Saitama.
Es ist dort einzigartig!
Bei diesem Ritual hält die Braut einen in Stoff gewickelten Kamm vor ihr Herz und betet still zu den Göttern. Dann überreicht sie den Kamm ihrem Bräutigam, der durch das Akzeptieren dessen, der Braut und den Anwesenden seine Entschlossenheit und Bereitschaft, die Ehe voran zu treiben demonstriert.
Beim „seishi hodoku“ wird das Gelübde vorgelesen, welches zuvor vom Schrein geschrieben wurde. Das Ehepaar liest es sich nicht, wie bei uns gegenseitig vor, sondern den Shintō-Göttern. Das Paar steht zwar währenddessen nebeneinander, aber nur der Mann liest vor!
Das nächste Ritual ist eine spezielle zeremonielle Opferung von Zweigen eines „blühenden immergrün Baumes“ an die Shintō-Götter und
wird „tamagushi hoten“ genannt.
Der tamagushi oder auch „Seelenzweig“, trägt die Gedanken und Gebete des Paares durch seine Spitzen
zu den Göttern, auf dass diese erhört werden.
Ganz, wie bei uns, kommt zum Schluss der Austausch der Eheringe, dort „yubiwa kokan“.
Der „yubiwa kokan“ ist nicht Teil der ursprünglichen
Zeremonie. Er wurde in den 1950er Jahren, aufgrund des Einflusses des Westens, als Teil der Hochzeit integriert.
Mit dem „shinzoku katame no sakazuki“ endet die Hochzeit. Dabei trinken alle Anwesenden gemeinsam aus Sake-Schälchen, um die Verbindung der zwei Familien zu feiern.
Nach der Hochzeit findet, wie gewohnt eine große Feier statt. Während bei der Trauung nur der engste Familienkreis anwesend war, sind zu der Feier danach auch Freunde und Kollegen eingeladen. Als Hochzeitsgeschenk wird meistens Geld mitgebracht, mit diesem wird in manchen Fällen auch mitunter die Hochzeit finanziert. Sachgeschenke sind eher untypisch.
Für die Feier zieht die Braut sich ihren „uchikake-Kimono“ an.
Wie oben erwähnt beschreibt uchikake ein kunstvolles Muster. Anders als beim „shiromuku“, ist der „uchikake-Kimono“ sehr bunt gestaltet und enthält viele weitere und unterschiedliche Muster.
Was in Japan auch ganz wichtig ist, ist das Fotoshooting nach der Hochzeit. Wenn man schon einmal so gut aussieht, muss das natürlich festgehalten werden. Für professionelle Aufnahmen wird dann auch schon mal der ein oder andere Yen mehr ausgegeben. Die gedruckten Erinnerungen, die man dafür erhält, sind den Preis dennoch sicher wert.